Nietzsche-Haus Naumburg

Am Rand der Naumburger Innenstadt, nur durch eine schmale Gasse von der ehemals imposanten Stadtmauer entfernt, steht das Nietzsche-Haus. Es ist ein kleines Handwerkerhaus, das in den 1830er Jahren zu einer Art Appartementhaus umgebaut worden war, in dem vorwiegend alleinstehende ältere Leute in beengten Verhältnissen wohnten. Als die Pastorenwitwe Nietzsche hier in das etwas geräumigere Obergeschoss mit ihren Kindern Friedrich und Elisabeth (und Dienstmädchen) einzog, begann für den jungen Nietzsche ein neuer Abschnitt seines Lebens, denn gleichzeitig trat er auch in das weithin berühmte Internat im nahen Schulpforte ein, wo er seine umfassende altsprachliche Ausbildung erhalten sollte. Sein Weg führte ihn zum Studium nach Bonn und Leipzig, als Professor nach Basel und als philosophierenden Freigeist an zahllose temporäre Wohnorte in der Schweiz und Italien. Naumburg und das Haus der Mutter blieben ihm jedoch zeitlebens ein Fluchtpunkt seiner Biographie. Nach dem endgültigen geistigen Zusammenbruch im Januar 1889 in Turin holte ihn die Mutter schließlich wieder zurück in ihr Heim, wo sie ihn aufopferungsvoll pflegte, bis sie selbst im Jahr 1897 starb. Nietzsche wurde schließlich von seiner Schwester Elisabeth nach Weimar geholt, wo er noch drei Jahre lang vollständig umnachtet lebte. Der 1844 geborene Denker starb 1890 und wurde in seinem Geburtsort Röcken beigesetzt.

Das Naumburger Nietzsche-Haus dient seit 1994 dem Andenken an den vielleicht wirkmächtigsten Philosophen des späten 19. Jahrhunderts. Eine Dauerausstellung stellt Nietzsches Biographie vor und Wechselausstellungen beschäftigen sich mit der Wirkung des Denkers im kulturgeschichtlichen und im künstlerischen Kontext.

Seit 2010 ist dem Nietzsche-Haus der moderne Bau des Nietzsche-Dokumentationszentrums beigestellt, das sich der Sammlung des ganzen Spektrums von Rezeptionsbelegen von der Literatur über Film und bildende Kunst bis hin zu Objekten der Trivialkultur verschrieben hat.