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Gerhart-Hauptmann-Museum
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15537 Erkner
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Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner

Gerhart Hauptmann

Als Ger­hart Haupt­mann an sei­nem 50. Ge­burts­tag als zwei­tem deut­schen Schrift­stel­ler nach Paul Heyse der No­bel­preis ver­lie­hen wurde, stand er auf der Höhe sei­nes Schaf­fens. Er fei­er­te den 50. mit 150 ge­la­de­nen Gäs­ten im Ber­li­ner Hotel Adlon, eine zwei­te sechs­bän­di­ge Werk­aus­ga­be er­schien in Deutsch­land, eine vier­zehn­bän­di­ge in Russ­land. Haupt­mann war ein welt­be­rühm­ter Autor. Nur das deut­sche Kai­ser­haus woll­te das nicht wahr­ha­ben: Man ver­zieh ihm die „Weber“ nicht.

Be­gon­nen hatte es al­ler­dings mit dem Thea­ter­skan­dal 1889 Vor „Son­nen­auf­gang“, der den bis dahin un­be­kann­ten und zwi­schen Bild­haue­rei und Li­te­ra­tur schwan­ken­den Haupt­mann an die Spit­ze der na­tu­ra­lis­ti­schen Be­we­gung ka­ta­pul­tier­te, nach­dem die Na­tu­ra­lis­ten ihren Marsch durch die In­sti­tu­tio­nen ohne ihn ge­gan­gen waren. Nur der über­ra­gen­de Dich­ter fehl­te, für den sie schon das Thea­ter, die »Freie Bühne«, ge­grün­det hat­ten. Sie fan­den ihn in Ger­hart Haupt­mann.

Sein Leben hatte er 1912 in gute bür­ger­li­che Ord­nung ge­bracht: Von sei­ner ers­ten Frau Marie, geb. Thie­ne­mann, war er seit 1904 ge­schie­den, für die zwei­te hatte er Haus Wie­sen­stein im Rie­sen­ge­bir­ge ge­baut – über Glanz und Pracht im Hause be­rich­te­te die Pres­se en­thu­si­as­tisch –, und die kurze Lei­den­schaft zu Ida Or­loff 1906 war nur noch li­te­ra­ri­sches Thema, wenn auch ein bis zu Haupt­manns Tod 1946 an­hal­ten­des.

Mit der zu­neh­men­den Re­prä­sen­tanz trat das so­zia­le En­ga­ge­ment des Dich­ters in den Hin­ter­grund. Als die schwe­di­sche Pres­se den frisch ge­kür­ten No­bel­preis­trä­ger nach sei­nen po­li­ti­schen In­ter­es­sen frag­te, be­kann­te er, So­zi­al­de­mo­krat ge­we­sen zu sein, nun aber kei­ner Par­tei mehr an­zu­ge­hö­ren. In Schwe­den ver­merk­te man iro­nisch, der No­bel­preis­trä­ger sei »of­fen­sicht­lich nicht genau der­sel­be« wie der Autor der Weber. Das be­schrieb den von Un­ent­schie­den­heit ge­präg­ten Cha­rak­ter des Dich­ters. Sein sprich­wört­lich ge­wor­de­nes »nu ja, ja – nu nee, nee« aus den „We­bern“ ent­sprach dem ei­ge­nen Zu­stand. Haupt­mann mach­te ihn zum Thema sei­ner Werke und lebte ihn. Das er­klärt auch, warum seine wenig ein­deu­ti­gen po­li­ti­schen Aus­sa­gen von un­ter­schied­lichs­ten po­li­ti­schen Mäch­ten be­nutzt wer­den konn­ten. Nur die Wei­ma­rer Re­pu­blik war sei­ner Mi­schung aus so­zi­al ge­präg­tem Mit­leid, li­te­ra­ri­scher Ge­nia­li­tät und volks­ver­bun­de­ner Re­prä­sen­tanz ent­spre­chend. In ihr wurde er zum »Vater des Volkes», wie ihn Tho­mas Mann nann­te. Als 1921 durch die Pres­se ging, er sei als Staats­prä­si­dent vor­ge­schla­gen wor­den, de­men­tier­te er das, ver­trau­te aber dem Ta­ge­buch an, er fürch­te, er müsse doch Reichs­prä­si­dent wer­den, »weil kein an­de­rer heut das deut­sche Schick­sal so in sich trägt». Damit mein­te er seine Un­ent­schie­den­heit; von Ham­let war er fas­zi­niert.

Sein Ruhm war blei­bend. Werke wie „Der Bi­ber­pelz“, „Die Rat­ten“, „Fuhr­mann Hen­schel“, „Vor Son­nen­un­ter­gang“, neu­er­dings auchUnd Pippa tanzt!“ ge­hö­ren zum Kanon der Thea­ter. Seine Prosa war be­gehrt, „Bahn­wär­ter Thiel“ wurde Schul­stoff, „Der Ket­zer von Soana“ ge­heim­nis­um­wit­ter­te Emp­feh­lung wie die späte No­vel­le „Mignon“.

Be­son­de­re Wirk­sam­keit hatte Haupt­manns Werk in der so­wje­ti­schen Be­sat­zungs­zo­ne und der DDR, wo sich in Klos­ter auf Hi­d­den­see und Erk­ner bei Ber­lin zwei Haupt­mann-Mu­se­en be­fan­den. Es war auch nicht ver­wun­der­lich, daß sich Ver­tre­ter der Be­sat­zungs­macht 1946 am Grab auf Hi­d­den­see ver­neig­ten. Die Rus­sen hat­ten immer ein be­son­de­res Ver­hält­nis zu dem Dich­ter und ihm noch vor der ers­ten deut­schen Werk­aus­ga­be eine rus­si­sche 1902 ge­schaf­fen. Auf der Insel, die ihm eine zwei­te Hei­mat war und wo sich heute noch sein Haus »See­dorn« im ur­sprüng­li­chen Zu­stand be­fin­det, durch die Stif­tung sei­ner Schwie­ger­toch­ter An­na­li­se Haupt­mann vor un­ge­wis­ser Zu­kunft be­wahrt, woll­te er be­gra­ben sein. Das hatte er in sei­nem Ter­zi­nen­epos Der große Traum be­schrie­ben und als Ver­mächt­nis sei­ner Frau Mar­ga­re­te über­tra­gen: »Wenn ich nicht fürch­ten müss­te, meine guten Schle­si­er zu krän­ken, so möch­te ich am liebs­ten auf die­sem schlich­ten Fried­hof von Hi­d­den­see mei­nen ewi­gen Schlaf schla­fen.« Da er Schle­si­en ver­las­sen mußte, konn­te sich sein Wunsch er­fül­len. So schreck­lich und so gnä­dig glei­cher­ma­ßen kann Ge­schich­te sein, die in die­sem Falle sogar dem Dich­ter die wie­der­um auf­ge­scho­be­ne Ent­schei­dung ab­nahm.

Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner

„Ich habe vier Jahre in Erkner gewohnt, und zwar für mich grundlegende Jahre. Mit der märkischen Landschaft aufs innigste verbunden, schrieb ich dort Fasching, Bahnwärter Thiel und mein erstes Drama Vor Sonnenaufgang. Die vier Jahre sind sozusagen die vier Ecksteine für mein Werk geworden.“

(Brief Gerhart Hauptmanns vom Dezember 1936 an die Gemeinde Erkner)

In der Villa Lassen befindet sich seit 1987 das Gerhart Hauptmann Museum. Es ist deutschlandweit das einzige seiner Art. Die Ausstellung vermittelt einen Gesamtüberblick über Leben und Werk des Nobelpreisträgers. Die Einrichtung ist aus dem Teilnachlass des Dichters rekonstruiert worden. Ein großer Teil der Bibliothek Gerhart Hauptmanns befindet sich in der Sammlung des Hauses, ebenso die Bestände des ehemaligen Hauptmann-Archivs Radebeul, darunter Lebensdokumente, Briefe und Autographen. Das Gerhart Hauptmann Museum ist für Erkner ein zentraler Veranstaltungsort. Hier werden Lesungen, Konzerte, Filmvorführungen und Sonderausstellungen angeboten.