Domplatz 31
38820 Halberstadt
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Telefax: 03941 6871-40
E-Mail: gleimhaus@halberstadt.de
www.gleimhaus.de
Mai bis Oktober
Dienstag-Sonntag: 10-17 Uhr
November bis April
Dienstag-Sonntag: 10-16 Uhr
Museum der deutschen Aufklärung
Johann Wilhelm Ludwig Gleim, ein Genie der Freundschaft, war mit vielen der bedeutendsten Schriftstellern seiner Zeit befreundet und versammelte sie in Bildnissen an den Wänden seines so genannten „Freundschaftstempels“. So trug er die größte Porträtgalerie großer Geister des 18. Jahrhunderts zusammen. Ewald Christian von Kleist, Lessing, Klopstock, Herder, Jean Paul, Anna Louisa Karsch, Elisa von der Recke und viele andere blicken den Besucher an. Daneben hinterließ Gleim eine umfangreiche Bibliothek und eine bedeutende Handschriftensammlung. Gleims Sammlungen sind im Gleimhaus in der ursprünglichen Konzeption erhalten und können als das erste deutsche Literaturarchiv angesehen werden. Die gesellige, gelehrte, freundschaftliche und literarische Kommunikation im nord- und mitteldeutschen Raum der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Konzentration auf den Zusammenhang von Bild, Buch und Brief ist hier auf einzigartige Weise gebündelt überliefert.
Gleim hatte testamentarisch den öffentlichen Gebrauch seiner Sammlungen vorgesehen. Nach seinem Tod gingen diese in den Besitz der „Gleim’schen Familienstiftung“ über, die 1861 das einstige Wohnhaus des Dichters am Halberstädter Dom erwarb und der Öffentlichkeit zugänglich machte. Damit ist das Gleimhaus eines der ältesten deutschen Literaturmuseen. 1994 wurde ein Erweiterungsbau fertiggestellt. Das Gleimhaus wird getragen vom Förderkreis Gleimhaus e. V., der seit 1995 alle zwei Jahre die wissenschaftliche Auszeichnung „Gleim-Literaturpreis“ vergibt.
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gleim wurde am 2. April 1719 als Sohn eines Steuereinnehmers in Ermsleben bei Aschersleben geboren. Nach dem Studium der Rechte in Halle lebte er in Berlin und Potsdam und kam 1747 als Sekretär des Domstifts nach Halberstadt, wo er bis zu seinem Tod am 18. Februar 1803 lebte.
In seiner Jugend waren es die dichterischen Werke, die Gleim bekannt machten. Besondere Popularität erlangten seine scherzhaften anakreontischen Gedichte, seine preußisch-patriotische Lyrik im Siebenjährigen Krieg sowie seine Romanzendichtungen und Fabeln. Mit seinen veröffentlichten Briefen trug er mit dazu bei, einen neuen „natürlichen“ Briefstil zu entwickeln.
Im Alter wirkte Gleim in besonderer Weise als Förderer und Sammler. Er war im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts der wichtigste bürgerliche Mäzen für junge Dichter im nord- und mitteldeutschen Raum. Zahlreiche Autoren, wie z. B. Gottfried August Bürger, Johann Heinrich Voß, Johann Gottfried Seume, Wilhelm Heinse und Jean Paul erhielten zum Teil großzügige Unterstützung durch Gleim. Er nutzte seine vielen hundert Freund- und Bekanntschaften, um etwas für die deutsche Literatur zu tun. „Vater Gleim“ – wie er genannt wurde – war eine Instanz im literarischen Leben.
Getragen von der aufklärerischen Freundschaftsidee schuf Gleim ein Netzwerk literarischer Kommunikation und machte Halberstadt zu einem literarischen Zentrum Deutschlands.
Eine Neubewertung seiner Werke und Lebensleistung setzte, nach langer Zeit der Geringschätzung, in der Forschung vor circa dreißig Jahren ein. Noch längst ist nicht alles erforscht.